Lieblingsort:
Das Regierungsviertel, Willy-Brandt-Straße, 10557 Berlin-Mitte

„Ich liebe es, dort spazieren zu gehen: Das ist der Ort, an dem Veränderungen gemacht werden können, das ist das Herz der Demokratie – das hoffe ich zumindest!“

Fadhumo Musa

Sie ist in einer Sache unterwegs, die es ihr kaum erlaubt, zur Ruhe zu kommen. »Es treibt mich an«, sagt sie, »und zwar seit ich 2014 nach Deutschland gekommen bin: Es müssen mehr Möglichkeiten geschaffen werden für Begegnungen. Deutsche und Flüchtlinge können und müssen voneinander lernen«, da ist sich die Somalierin sicher. Und deshalb geht sie dorthin, wo die Schnittstellen sind – und motiviert beide Seiten, aktiv zu werden. Es geht so langsam vorwärts in Deutschland, sagt die 25-Jährige. Sie hingegen ist Tempo, sie ist Anklägerin und Anschieberin in einem. Man muss sich anstrengen, um nicht abgehängt zu werden.
Jetzt gerade organisiert Fadhumo Musa eine Veranstaltung in einer Flüchtlingsunterkunft im Berliner Umland. Sie wird mit Berlinern dorthin fahren und mit den Menschen aus dem Heim in das Dorf gehen. Dort wollen sie die Brandenburger ansprechen und sie einladen, mit ihnen gemeinsam ein Fest zu feiern. Und deshalb muss Fadhumo Musa jetzt die Mitfahrgelegenheiten organisieren, die Geschenke, das Essen, die Band und die Blumen. Große Blumen sollen es sein, die mitten im trüben November in den Zimmern der Bewohner leuchten sollen! Sie hält inne, nur um zu gucken, ob man noch folgen kann.
Sie war drei Jahre alt, als ihre Eltern mit ihr und den Geschwistern aus dem Bürgerkrieg in Somalia flohen. Und sie hat sich durchgeschlagen, über Umwege, wie die meisten ihrer Landsleute. Sie spricht fließend Englisch, studierte, arbeitete als Beraterin in Kommunen sowie für verschiedene humanitäre Organisationen in afrikanischen Flüchtlingslagern. Und das, sagt sie, ist mein Vorteil. Dass sie anhalten wird, ist vollkommen ausgeschlossen: Sie wurde soeben eingeladen, vor dem Berliner Senat über die Flüchtlingssituation in der Stadt zu sprechen – und in einigen Wochen beginnt sie ihr Praktikum. Bei der Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth.

Erschienen in „111 Berliner, die man kennen lernen sollte“, Emons Verlag, 2016, Köln


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