Lieblingsort:
Die Betonplatten im Gleisdreieckpark
Park am Gleisdreieck, Möckernstraße 26, 10963 Berlin

„Zwischen dem Außengelände des Technikmuseum mit der Mühle und den Eisenbahnschienen im Park. Weil man da so unbemerkt sitzen und den Frühlingshimmel am Abend genießen kann.“

Miriam Saage-Maaß

Aus diesem wagen Gefühl während des Studiums: „Man müsste doch…“ wurde für die angehende Anwältin immer mehr die Gewissheit: „Man kann doch auch! Man kann es umdrehen: Man kann das Recht nutzen, um etwas zu bewegen und zu verändern.“ Und das macht Miriam Saage-Maaß jetzt: Als Netzwerk von Anwälten  klagt das „European Center for Constitutional and Human Rights“ die großen und mächtigen Konzerne an. Es geht vor allem um die Verantwortung von europäischen Akteuren im globalen Süden. Denn schließlich profitieren wir hier in Europa von den unmenschlichen Arbeitsbedingungen und anderen Menschenrechtsverletzungen wie Landvertreibungen dort, oder wie es Miriam Saage ausdrückt, die die Fabriken gesehen hat: „Von dem Elend.“
Ihr aktueller Fall: Die Klage gegen den Textil-Konzern KiK nach dem Fabrik-Brand in Pakistan im Jahr 2012, bei dem 260 Arbeiter umkamen. In der Fabrik wurden rund 70 Prozent der Billig-Textilien des Konzerns hergestellt.  Miriam Saage-Maaß und ihre Kollegen fordern die Aufarbeitung und Schadensersatzzahlung von dem Konzern und bringen die Klage der Betroffenen auch nach Europa, und zwar vor das Landesgericht Dortmund. Das ist neu. Das hat es vorher noch nie gegeben.
Das Ziel ist es, die Verbände und Gewerkschaften in den Produktions-Ländern zu stärken, damit sie bessere Bedingungen einfordern. „Wir brauchen international geltende Standards, die kontrolliert werden können“, sagt Miriam Saage-Maaß in ihrer ruhigen und klugen Art. Dann sagt sie freudig: „Die Klage wurde jetzt als zulässig befunden.“ Das sei der erste Schritt: Die internationale Aufmerksamkeit.
Natürlich werde die Mutter von drei Kindern oft gefragt: Wo sollen wir denn einkaufen? Wie können wir uns richtig verhalten? Miriam Saage-Maaß hat für die meisten keine zufriedenstellende Antwort. Sie sagt vielmehr: „Wir müssen aushalten, dass wir hier in Europa letztlich alle von der Ungerechtigkeit des Welthandels profitieren.“ Natürlich, wir können mehr zertifizierte Textilien oder Second Hand kaufen, ein Boykott von Billig-Marken wäre aber auch fatal, weil dies die Existenz der Arbeiter bedrohen würde. Sie seufzt: „Es gibt keine einfache Lösung.“ Aber eins steht fest, sagt sie noch irgendwann im Gespräch: „Man kann nicht von der Globalisierung profitieren ohne global Verantwortung zu übernehmen. Das ist ein Umdenken und das gilt es in Gang zu setzen.“

European Center for constitutional and human rights


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