Lieblingsort:
Die Anlegestelle, Planufer 83, 10967 Berlin

„Zwischen Admiralbrücke und Urbankrankenhaus gibt es eine Dampfer-Anlegestelle am Landwehrkanal. Sobald die Ausflugsdampfer am Abend ihre letzte Runde beendet haben, wird dieser kleine Metall-Balkon frei – pünktlich für den Sonnenuntergang über dem Urbanhafen.“

Moriel Briller

Steht man in dem hellen, offenen Ladenraum am Neköllner Maybachufer, dann kann man beobachten, wie die Menschen draußen vor dem Schaufenster voller Entzückung inne halten. Sie blicken auf die Bücher, die im Fenster stehen. Von hinten sehen sie aus wie gewöhnliche in die Jahre gekommene Buch-Bände – aber von vorne hebt sich aus ihren Seiten ein Relief hervor. Ihre Buchrücken sind zu Rahmen geworden für unbegreifliche dreidimensionale Bilder.
Als Moriel Briller vor zwei Jahren kistenweise ausgemusterte Bücher in einer Toreinfahrt fand, erinnerte sie sich wieder daran, dass sie einmal als Teenager in Paris ein Buch mit gefalteten Seiten gesehen hat. Also nahm sie die Kisten mit nach Hause und begann zu falten. „Und es war sofort klar, dass ich das weitermachen musste“, versucht sie diesen Moment zu beschreiben, der am Anfang stand. Von da an faltete die Israelin, die mit ihrem Mann und ihren vier Kindern nach einer Weltreise seit vier Jahren in Berlin lebt, immer neue Bilder in Buchseiten.
„Zuerst muss man das Motiv übersetzen“, erklärt Moriel Briller. Man muss ein Buch auswählen, das zu dem Motiv passt, nicht nur vom Titel, auch die Papierart muss stimmen. „Jedes Buch ist anders.“ Dann zählt man die Seitenzahlen, misst die Buchhöhe und schreibt für jede Seite die Abstände auf, die gefaltet werden müssen. „Das ist die eigentliche Arbeit.“ Sie zeigt ein Buch mit einem Yin-Yang-Symbol: „614 Knicke, also 614 Messhöhen.“ Wenn man erst mal alles ausgerechnet hat, kommt die Belohnung: „Das Falten selbst ist wie Meditieren“, sagt Moriel Briller, „der Geist entspannt.“ Und dann: „Inzwischen brauche ich diesen Zustand regelrecht. Es ist ein Geschenk!“
Und das will sie auch weitergeben. In Workshops zeigt sie die Technik – und freut sich, je mehr Menschen zu ihr in das Studio im Laden kommen. „Warum sollte ich das für mich behalten?“ Es waren gerade erst ein paar Frauen aus einer Bücherei da. Die zeigen jetzt wiederrum den Kindern das Bücherseiten-Falten, verkaufen die ausgemusterten Bücher ihrer Bibliothek als Kunstwerke, um sich so neue Bücher leisten zu können. „So muss es doch sein: Ein Kreislauf!“ Moriel Briller strahlt und man möchte sofort mitmachen. Wir kommen wieder! Wann ist der nächste Workshop?

Simply Make Studio, Maybachufer 14, 12047 Berlin
http://www.facebook.com/SimplyMake111
Workshops jeden Samstag !


Lieblingsort auf der Karte suchen: