Lieblingsort:
Der Fußballplatz Auguststraße, Auguststraße 66 – 67, 10117 Berlin-Mitte

„Mitten im Zentrum der Stadt zwischen Linienstraße und Auguststraße liegt völlig überdimensioniert zwischen all den kleinen Straßen dieser große Fußballplatz. Es ist total absurd, aber dadurch auch wieder sehr inspirierend. Er schafft eine gewisse Freiheit.“

Simona Malvezzi

»Das Haus ist wie eine Stadt in der Stadt konzipiert« – mit energischen Handbewegungen durch die Luft beschreibt die Architektin, wie diese funktioniert. Die Mailänderin hat mit ihrem Büro »Kuehn Malvezzi« den Wettbewerb für das »House of One« in Berlin gewonnen. Die Bauherren: ein Rabbiner, ein Pfarrer, ein Imam. Das Haus ist das weltweit erste gemeinsame Bet- und Lehrhaus der drei Weltreligionen. Es ist eine Herausforderung, sagt Simona Malvezzi, aber es ist auch eine große Ehre, bei dieser Annäherung der großen Religionen dabei sein zu dürfen. Die Vorgaben des Bauherren-Trios waren: Es soll ein öffentlich zugängliches Gebäude werden und gleichzeitig ein spiritueller Ort. »Ja, aber eigentlich noch viel mehr«, sagt Simona Malvezzi nachdenklich, »eigentlich ist es ja ein Signal für die ganze Welt!«
Gewonnen hat sie vielleicht auch deshalb, weil sie Berlin in den Entwurf mit einbezogen hat. Dort, wo das »House of One« gebaut werden soll, stand früher einmal die Petrikirche im ältesten Kern von Berlin. Im Entwurf von Kuehn Malvezzi geben die in den letzten Jahren freigelegten Fundamente der Kirche den Fußabdruck für das neue Gebäude vor. So wird dieser historische Ort für das Neue aktiviert. Das Gebäude vereint eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee unter einem Dach. Sie gruppieren sich um einen kreisrunden Kuppelsaal. Er ist, wie eine städtische Piazza, ein Raum der Begegnung.
Die Umgebung ist nicht gerade einladend, vor dem Grundstück liegt die achtspurige Gertraudenstraße, dahinter eine Reihe Plattenbauten. Hier sollen irgendwann Berliner und Besucher zusammenkommen und Spiritualität voneinander erfahren? Aber vielleicht ist gerade das atheistische Berlin der Ort, wo diese Vision Wirklichkeit werden kann. Berlin macht jung, sagt Simona Malvezzi an einer Stelle. Und das gilt vielleicht nicht nur für die Menschen, sondern auch für die Ideen.

Erschienen in „111 Berliner, die man kennen lernen sollte“, Emons Verlag, 2016, Köln


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