Lieblingsort:
Haus Schwarzenberg, Rosenthaler Straße 39, 10178 Berlin-Mitte

„Es gibt hier unter einem Dach Ateliers, ein Programmkino, Gedenkstätten, eine Bar, Galerien und Gewerbebetriebe. Und das Wichtigste: Das Haus hat sich seinen Geist über all die Jahre hinweg bewahrt.“

Jutta Weitz

»Ich war doch eigentlich bloß ganz normal bei der Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte in der Gewerberaumabteilung angestellt«, sagt sie und wehrt den oben stehenden Untertitel entschieden ab. Doch viele kennen Jutta Weitz von der WBM als diejenige, die nach der Wende die leer stehenden und nicht renovierten Ladenräume in Mitte für befristete Zeit zur Verfügung gestellt hat – eben so lange, bis die Eigentumsverhältnisse geklärt waren. Und das konnte manchmal viele Jahre lang dauern. So wurde in dem kleinen Beratungsraum von Jutta Weitz das Prinzip der Zwischenraumnutzung für Berlin-Mitte geboren. »Ich habe es anders gemacht, das stimmt. Ich habe mir Zeit genommen.« Jutta Weitz brachte die Menschen und ihre Visionen zusammen. Zum Beispiel beim gemeinsamen Frühstück bei sich zu Hause. »Es war ja wichtig, dass sich die Leute auch untereinander kennenlernten, damit sie sich besser vernetzen konnten.«
Die Dienstage und Donnerstage hat sie geliebt, denn das waren die Sprechstunden-Tage. »Es gibt doch nichts Spannenderes als Menschen mit Ideen!«, ruft Jutta Weitz aus und fährt dann fort: »Es ist ja auch meine Stadt – und wenn man einmal im Leben die Möglichkeit hat, was mitzugestalten, dann muss man es doch auch machen, oder?«
Es gab ungefähr 4.000 Gewerberäume, die in den Jahren 1988 bis 2007 von der WBM verwaltet wurden. Und sie sind nach und nach zu den Orten geworden, die das Credo ihrer Ära verkündeten: Nichts ist für die Ewigkeit, alles ist irgendwie möglich, macht mit!
Und einige von diesen Orten, denen Jutta Weitz damals mit auf die Beine geholfen hat, wie zum Beispiel das »Acud«, die »Kalkscheune « oder die »Sophiensæle«, haben es geschafft. Sie konnten sich trotz der Veränderung ihrer Umgebung behaupten und sind zu unverzichtbaren Orten für die Stadt geworden – denn sie erzählen davon, dass alternative Konzepte denkbar sind. Auch heute.

Erschienen in „111 Berliner, die man kennen lernen sollte“, Emons Verlag, 2016, Köln


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